Welche Corona-Schnelltests sind zuverlässig? - Spektrum der Wissenschaft

2021-12-01 08:31:08 By : Ms. Linda Wang

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Corona-Schnelltests sind seit Anfang 2021 für den Hausgebrauch zugelassen: Sie nehmen einen Tupfer aus der Nase oder spucken in ein Behältnis und behandeln die Probe wie in der Anleitung vorgeschrieben weiter. Nach einer viertel bis halben Stunde kommt das Ergebnis: Sars-CoV-2 positiv oder negativ. Aber wie sicher können Sie sein, dass das Ergebnis stimmt?

Selbst- und professionelle Schnelltests funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Sie weisen bestimmte Proteine ​​in der Virushülle in den Sekreten der Atemwege nach, sogenannte Antigene. Anders der bewährte Standard-Labortest mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR): Er sucht nach Erbgut des Virus und weist auch geringe Mengen nach. Die Antigentests tun dies weniger zuverlässig, wenn die Probe wenig Viren enthält, zum Beispiel zu Beginn oder am Ende der Krankheit oder wenn Sie kurz vor einer Speichelprobe etwas getrunken haben. Umgekehrt kann ein positives Ergebnis im Antigentest auch falsch sein; daher sollte ein PCR-Test folgen. Erst dann wird ein positiver Fall offiziell registriert.

Die Antigentests sollen ab Mai 2022 in unabhängigen Labors überprüft werden. Hersteller dürfen sich derzeit noch für die Zulassung in Europa zertifizieren lassen, dh sie bescheinigen, dass ihre Tests in der Lage sind, ein vorhandenes Virus zu erkennen. Eine als Preprint veröffentlichte Studie kam jedoch zu einem anderen Ergebnis: 26 der 122 getesteten Tests erfüllten nicht einmal die Mindestanforderungen. Laut deutschlandweiten Labortests wurde in mindestens einem Viertel der Fälle eine sehr hohe Viruslast übersehen.

Damit entsprach mehr als jeder fünfte Test nicht den Anforderungen an verlässliche Ergebnisse, berichtet die Gruppe um Heinrich Scheiblauer vom Paul-Ehrlich-Institut. Kriterium ist eine Sensitivität von 75 Prozent. Der Test muss in mindestens 75 Prozent der Fälle Alarm schlagen, wenn eine bestimmte Virusmenge in der Probe vorhanden ist. Die Menge wird durch den Ct-Wert definiert: Er gibt an, wie oft eine Probe im Labor vervielfältigt werden muss, bis das Erbgut von Sars-CoV-2 nachgewiesen werden kann. Liegt der Ct-Wert bei 25 oder darunter, ist die Viruslast „sehr hoch“ – und der Betroffene sehr ansteckend. Die Forscher fanden heraus, dass Proben mit einem Ct-Wert von 25 bis 30 eine „hohe“ Viruslast und solche zwischen 30 und 36 eine „moderate“ Viruslast aufwiesen.

Fast 80 Prozent trafen drei von vier Pools mit einer sehr hohen Viruslast und hatten bestanden, wie unter anderem die Wissenschaftler des Robert-Koch-Instituts und der Berliner Charité berichten. 60 Prozent der Tests wiesen sogar alle hochinfektiösen Proben nach.

Ab einem Ct-Wert von über 25 nahm die Sensitivität ab. Doch 4 der 122 Tests reagierten so empfindlich, dass sie 86 Prozent aller infizierten Proben, auch solche mit mäßiger Viruslast, nachweisen konnten. Das Fazit der Gruppe: "Die Mehrzahl der Antigentests weist eine hohe Viruslast mit einer Sensitivität von mehr als 75 Prozent nach, was den Einsatz in der frühen symptomatischen Phase rechtfertigt."

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam 2020 ein Review des unabhängigen Wissenschaftsnetzwerks Cochrane: Antigentests könnten bei Symptomen sinnvoll sein, um einen Verdacht auf Covid-19 zu klären. Aber auch die Autorin Jacqueline Dinnes von der Universität Birmingham warnte: "Diese Tests scheinen bei Menschen, die keine Symptome von Covid-19 haben, nicht so gut zu funktionieren." Daher müssen Menschen mit negativen Testergebnissen deutlich machen, dass sie sich noch anstecken können.

So heißt es auch auf der Corona-Website des Bundesgesundheitsministeriums: "Bei Infizierten, die bereits Symptome aufweisen, zeigen die verfügbaren Selbsttests dies zuverlässig an." Eine infizierte Person könnte ein negatives Ergebnis haben, obwohl sie ansteckend ist. Denn der Selbsttest erfordert eine größere Menge an Viren, um ein positives Ergebnis zu zeigen. Ansteckend werden die Betroffenen etwa zwei Tage vor den ersten Symptomen, wenn die Viruslast oft zu gering ist, um die Infektion durch einen Selbsttest nachzuweisen.

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Dennoch helfen die Schnelltests, Infektionsketten zu unterbrechen und die Pandemie einzudämmen: Besser drei von vier Fällen finden als gar keine. Wer jedoch sichergehen möchte, dass er andere nicht ansteckt, kann sich nicht auf das Ergebnis eines Schnelltests verlassen.

Immerhin sind Experten optimistisch, dass die Antigentests auch an der neuen Variante B.1.1.529 ("Omikron") funktionieren. Der Mediziner Roman Wölfel vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München sagt, dass sich B.1.1.529 ganz deutlich von den anderen bisher bedeutenden Alpha-, Beta- und Delta-Varianten unterscheide – vor allem aber im Spike-Protein. „Die meisten Schnelltests identifizieren das Virus über sein Nukleokapsid-Protein. B.1.1.529 weist hier keine Mutationen auf, die zu einer Beeinträchtigung der Funktion von Antigen-Schnelltests führen würden.

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